Sie betrachten gerade Vatertag 2022

Vatertag 2022

Vatertag 2022

Wie jedes Jahr, so stand auch dieses Jahr die feierliche Begehung des völlig ungenderbaren, geschlechtsspezifisch unumstößlich singulären Vatertages an.

 

Die Planung war erwies sich recht einfach.

Wie einige wissen, haben wir uns vor einiger Zeit ein neues Boot zugelegt und dieses aus dem Mittelmeer nach Lelystad in den Niederlanden überführt.

Praktisch bedeutet dies, neben der Tatsache, dass ich ein riesiges Abenteuer erlebt habe, auch, dass wir dieses Schiff seit Oktober 2021 unser Eigen nennen, unser großer Sohn und unsere Schwiegertochter in Spe, wobei sie als Tochter inzwischen annektiert wurde, bislang nicht die Gelegenheit hatten, es zu sehen.

 

Töchterlein deutete daher bereits mehrfach an, dass sie es auch einmal sehen wolle und vor einigen Tagen wechselte sie in den Modus des Frontalangriffes. Wann gehen wir segeln?!

Da zeitgleich die Frau erheblich über das Ausmaß der ihr obliegenden Arbeiten, mit deren Fertigstellung zeitnah gerechnet würde, klagte, bot es sich an, den Vatertag mit den Kindern auf dem Boot zu verbringen und die Frau der Last Ihres Jobs zu überlassen.

 

Geplant, besprochen und getan. Das Ganze gewann durch den, grundsätzlich weniger erfreulichen Umstand, dass die 20 Jahre Mensch Tour von Herbert Grönemeyer, welche wir alle gemeinsam am Samstag besuchen wollten, abgesagt wurde, mehr zeitlichen Spielraum und damit auch Anreiz.

 

Mittwoch sollte es losgehen. Der Große musste bis 20.00 Uhr arbeiten und schlug dann um kurz nach 20.00 Uhr auf.

Gegen halb neun erschien dann auch das Töchterlein. Sie scheint zu lange mit meinem Sohn liiert, denn früher war sie, an diesem Abend für vor 20.00 Uhr angekündigt, pünktlich.

Es sei ihr verziehen. Vorerst.

 

Wir machten uns recht bald auf den Weg und trafen noch weit vor Mitternacht im Hafen ein. Sicherheitseinweisung wurde auf den morgigen Donnerstag verschoben, was mit sich brachte, dass die Benutzung der Sanitären Anlagen des Bootes ebenfalls untersagt werden musste. Schicksal.

 

Donnerstag hieß es dann das feierliche Vatertags-Frühstück zu begehen. Ich konnte mich über wahrlich fantastische Geschenke freuen und zeitgleich meinen Kaffee und frische Brötchen genießen.

 

Das Wetter zeigte sich von einer, ich nenne es einmal, wohlwollenden Seite.

Wind war da, nicht zu wenig, jedoch auch nicht soviel, dass man im Hafen bleiben müsse. Die Richtung des Windes passte auch, zumindest wenn man die Ziele von Hoorn an nördlich besuchen möchte, und die Rückreise für Sonntag aus eben diesen Richtungen war ebenfalls sichergestellt.

Dann die Törnplanung.

Hoorn wäre schön, da waren wir gemeinsam auch noch nicht, so dass es für die großen Kinder neu gewesen wäre. Hoorn hätte aber mehrere Stunden harten Amwindkurs und unter Umständen auch kreuzen bedeutet. Für Einsteiger vielleicht nicht das Optimalste.

Daher wurde Enkhuizen ausgewählt. Dort waren wir schon aber dieses Mal sollte es der Gemeindehafen werden. Die weibliche Crew stimmte ab und beschloss, es wird Enkhiuzen.

 

Wir rechneten mit circa vier Stunden von Ablegen bis Anlegen, so dass wir gegen 13.00 Uhr starten konnten.

Manöver besprochen und bis auf kleinere Verbesserungsmöglichkeiten hat es auch gut geklappt. Mussten wir anfangs ein kleines Stück Amwindkurs fahren, so konnten wir bald auf Halbwind wechseln. Der Wind kam im Schnitt mit 5 Bft, Böen wiesen auch schon mal knapp über 28 Knoten auf.

 

So schaut ein zufriedener Skipper und Papa, wobei die Reihenfolge der Aufzählung rein zufälliger Art ist.


Wir fuhren nur unter Vorsegel, gerefft, versteht sich. Der Vortrieb war ausreichend und ich hatte nicht die Absicht, die Manöver des Segelsetzens- und bergens bei diesen Verhältnissen mit Einsteigern zu üben. Aber wir kamen gut voran. Wir passierten die Marker Wadden und schon war die Schleuse in Sicht.

In der doch recht langen Schleuseneinfahrt war es spannend. Ein englisches Motorschiff kreuzte in der Einfahrt. Eine Vorbeifahrt war nicht möglich und hinterherfahren war schwierig, da er immer abbremste und dann wieder beschleunigte. Er war offensichtlich unsicher.

An der Schleuse angekommen reihte er sich jedoch hinten ein, so dass wir bis nach vorne durchfahren konnten. Wir mussten nicht warten.

Kurz danach fuhren wir in den Stadthafen ein. Ich hatte wenig Hoffnung, dass dort etwas frei sei. Dies nicht zuletzt, weil wir sahen, wie vor uns die Segler einfuhren und direkt wieder wendeten.

Aber, die Hoffnung stirbt zuletzt, direkt am Anfang lagen mehrere Segler jeweils im Zweierpäckchen. Souverän, wenn auch sicher, abgewiesen zu werden, fuhr ich auf diese zu. Ohne zu zögern erhob sich die Crew, nahm unsere Leinen und wenig später lagen wir im Dreierpäckchen.




Eine kurze Einweisung an die großen Kinder, wie das so läuft im Päckchen, insbesondere, wie man die Boote quert und das man auf jeden Fall die Griffel von der Reling lässt, und das erste Ziel konnte angesteuert werden.

 

Fisch in Enhhuizen. Wer schon einmal dort war, der weiß, das bedeutet ab zu Vishandel van der Veen.

Für mich ist der Besuch dieses Lokals immer ein Höhepunkt jeder Enkhuizenfahrt.

Hungrig ankommen und wissen, gleich bekommt man etwas leckers, bodenständiges und garantiert frisches serviert.

Wenn dazu noch Patz auf der Terrasse ist.

Ein Traum.



Es war lecker wie immer und ich denke, jegliche Bedenken, im Anschluss an das Mahl nicht mit einem Sättegefühl gesegnet zu sein, konnte ich bei allen Beteiligten*Innen ausräumen.

Gegessen wurde nicht auf der schönen Terrasse des Lokals, diese war schlicht überfällt, sondern an der Hafeneinfahrt auf einer Bank. Die Aussicht dort war auch schön und es war ein Schauspiel, die Vögel zu beobachten.

 

Wer einmal die Möwen auf Terschelling erlebt hat, der wird diese süßen Tiere als nahezu verängstigt einstufen. Zumindest haben sie uns das Essen nicht aus den Händen geklaut.

In Anbetracht meines persönlichen Alterszustandes ging es dann zunächst auf eine kleine Entspannungstour, also direkt zu einer Tasse Kaffee im Salon der Schweden IV, um anschließend den Abend mit einem lecker Kaltgetränk zu beenden.

 

Wir gingen gemeinsam in den kleinen Anker. Ich habe dort schon einige Male draußen auf der Terrasse gesessen und gegessen aber drinnen war ich noch nicht.

Ein schönes, uriges Lokal.

Es war sehr gemütlich und wir verbrachten dort eine schöne Zeit um anschließend auf das Boot zu gehen. Dort ließen wir den Abend ausklingen.



Freitag war die Rückfahrt nach Lelystad angedacht. Es war geplant, am selben Tag auch dann noch Heim zu fahren um mit der Liebsten dort das Wochenende gemeinsam zu verbringen.

Klarschiff gemacht und abgelegt. Alles perfekt. Aus dem Hafen raus und scharf links. Es dauerte eine Weile, bis ich merkte, was Joshua meinte, als er anmerkte, dass ich in die falsche Richtung fahre. Die Schleuse war immer noch im Süden.

 

180 Grad und alles passte. Wieder konnten wir direkt in die Schleuse einfahren und wieder klappte Alles gut.

 

Der Kurs war Raumschot. Wenig Welle und Wind um die 4 bis 5 Bft. Die Böen, welche sich als Amwind so deutlich zeigen, blieben bei diesem Kurs nahezu unauffällig.

Es war so entspannt, dass der Zwerg im Vorschiff den gesamten Törn verschlief und die Kinder, wenn sie nicht gerade Ruder gingen, sich faul im Cockpit rekelten. Richtig so!




Wir fuhren so lange es ging unter Segel um dann motorend in den Hafen einzukehren. 4 Bft aus westlicher Richtung sind für das Anlegemanöver nicht ohne. Da ich rückwärts anlege und befürchtete, mit der Wendung im Hafen Probleme zu bekommen, wendete ich vor dem Hafen und fuhr bereits rückwärts ein. Der erste Versuch scheiterte. Gerade als ich den Rückwärtsgang eingelegt hatte, bewies mir eine aufkommende Böe, dass sie immer ein wenig stärker sei als ich. Egal. Erneuter Versuch, mehr Anlauf und alles passte.

 

Rückwärts in den Hafen, rückwärts in die Box. Der große Sohn legt beim Passieren des Dalben die Mittelleine zur Sicherheit über und am Steg angekommen steigt die Tochter auf Selbigen um die Achterleinen um die Klampen zu werfen. Eindampfen, der Wind kommt uns in diesem Augenblick gerade auf die Nase, und wir haben Ruhe. Das Boot noch ordentlich verholen und Feierabend.

Ich verziehe mich erst einmal auf die Schweden III, welche inzwischen von den neuen  Eignern in Beschlag genommen wurde und erschnorre mir einen Kaffee.

Dann verbrachten wir noch zwei Texels im heimatlichen Hafenlokal, dem PortSide. Wer einmal in der Gegend ist, dem kann ich es nur ans Herz legen.

Später beschließen wir gemeinsam, die Heimfahrt auf Samstag zu verlegen.



Abends fröhnten wir, nachdem meine Crew mir noch erstmalig meine mit dem Boot gekaufte, jedoch noch nicht getestete, Kuchenbude aufbaute, dann der Kultur. Will sagen, wir schauten uns, wenn auch nur halb, Teil eins des nunmehr fortgesetzten, sozialkritischen Luftsportepos „TopGun“ an. Man mag es nicht glauben, es gab Familienmitglieder, die diesen Meilenstein der cineastischen Geschichte nicht kannten.



Samstag ging es um 8.00 Uhr in Richtung Leverkusen. Der Sohn fuhr, so dass ich auf dem Beifahrersitz chillen konnte. Vorab-Frühstück gab es bei Mäcces.

 

Daheim angekommen wurden wir stürmisch und schwanzwedelnd begrüßt. Vom Hund, natürlich. Dann durfte ich auch die Liebste in den Arm nehmen, welche uns bereits den Tisch gedeckt und Brötchen bereitet hat.

 

Es war ein schöner Törn. Es war ein schöner Vatertag. So verbringe ich ihn gerne.

Und ja, die beste Frau von allen hat all ihre Arbeiten, welche sie sich auferlegt hatte, zu ihrer Zufriedenheit verrichtet, unsere Abwesenheit demnach hinreichend genutzt und genossen.

 

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Michael

    Vielen Dank für den tollen Bericht. Bin gestern erst aus Enkhuizen und dem Veluwemeer zurückgekehrt. Habe dort im -ehemals biblischen- Alter von 63 mit meiner Frau einen Segelkurs absolviert (CWO Basis Diplom) – Jetzt bin ich voll infiziert, lese nur noch Segel-Literatur, mache den SBF See und plane bereits Bootskauf und die ersten Törns.
    Komme definitiv zu deinem Vortrag in Köln.
    Bis dann
    Michael

    1. Pete [Piet]

      Hallo Michael, ich habe es notiert. Ich freue mich darauf, Dich kennen zu lernen. Bitt melde Dich doch über das Anmeldeformular an, insbesondere, damit ich weiß, ob Du alleine oder in Begleitung kommst

Schreiben Sie einen Kommentar