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Auf dem Holzweg über die Biscaya_Die Biscaya

Die Überfahrt

Montag, der 11. April 2022

Wir haben getankt. insgesamt haben wir also 100 Liter Diesel und zur seelischen Beruhigung noch 10 Liter Reserve dabei. Eigentlich zwei mal fünf, was später noch ganz interessant werden sollte.



Der grobe Kurs lautete Nord-Nord-Ost, es sollte nicht direkt in Richtung Brest gehen, da für Mittwoch und Donnerstag schwacher Wind direkt aus Richtung Brest kommend angesagt war. Daher sollte es zunächst in Richtung Land´s End / England gehen, damit wir zumindest soweit raus kommen, um anschließend dänisch in Richtung französische Küste zu gelangen.


Dies würde uns sicher keinen ernsten Zeitvorteil bringen, jedoch die Seglei selbst stabiler und somit angenehmer gestalten. Aber Mittwoch war noch lang.

Als wir ablegten kam der Wind ziemlich stabil aus Süd-Süd-West mit einer Windstärke von um die 4 Beaufort. Das ist, insbesondere bei achterlichem Wind, wenn er halt von hinten kommt, nicht viel und nicht wenig. Es ist OK. Um aber auf Kurs gehen zu können musste wir zunächst die Ria de Coruna, die Mündung von Coruna, in Richtung Nord-Nord-West verlassen. Hier zeigte der Wind, der demnach ja noch nicht von hinten sondern seitlich  auf uns traf, direkt, was er kann und drückte uns gewaltig auf die Seite. War nicht kritisch aber für den Einstieg spannend.

Danach ging es ziemlich bald auf Kurs.

Ich entschied, nur unter Vorsegel zu fahren. Dieses wurde ausgebaumt, so dass es sehr stabil stand.

Wir machten gut Fahrt, so dass wir mit der Geschwindigkeit zufrieden sein durften. Es war auch anzunehmen, dass es so erst einmal für zwei Tage weitergehen werde.

Das war gut und weniger gut zugleich.

Denn die Welle kam mit einer durchschnittlichen Höhe von 3,5 Metern von leicht schräg hinten backbord. Das ist nicht hoch, wenn auch zwischendurch mal die ein oder andere die 3,5 Meter weit überstieg. Die Wellen dauerten nie weniger als 10 Sekunden, so dass es eher etwas von Fahrstuhlfahren hatte.

https://www.youtube.com/watch?v=IVsw9BBw_Sohttps://www.youtube.com/watch?v=bQACeqK7VSQ

Den Nichtseglern sei gesagt, auf dem Atlantik ist eine Welle mit 5 Metern Höhe, welche 12 Sekunden andauert, oft angenehmer zu fahren als eine 1,5 Welle auf dem Ijsselmeer, welche nur wenige Sekunden benötigt. Im ersteren Fall geht es langsam hoch und runter, im letzteren stampft es richtig unangenehm.

Wenn Euch also jemand die Wellen in Meterangaben um die Ohren haut, ohne etwas über die Dauer zu sagen, dann nur, weil er erklären müsste, dass es halb so schlimm ist, wie er es darzustellen versucht.

Man muss versuchen, sich die Bewegung vorzustellen. Es sind mehrere, die sich zeitgleich zueinandergesellen.

Das Boot wird als Ganzes durch die Welle nach oben bewegt, um dann wieder nach unten zu gehen. Das ist recht fließend.

Das Boot wird aber auch gleichzeitig mit dem Bug, also dem vorderen Ende nach oben ausgerichtet, was bedeutet, das Heck geht nach unten. Dies für die Hälfte der Welle, dann geht der Bug stark nach unten und das Heck hoch.

Zuletzt, die Welle kommt ja von schräg hinten, wird das Boot während diesen beiden Bewegungen Steuerbord hoch und Backbord runter, also seitlich gekippt. Es rollt.

Wie schon gesagt, es war gut und weniger gut. Weniger gut, weil nicht selten Segler auf eben diese Art der Welle ziemlich ablehnend reagieren. Sie lehnen gute Stimmung, gutes Essen und auch alles andere ab. Teilweise wollen sie nur noch sterben.

So auch hier. Frank und ich waren relativ gut drauf. Dies soll heißen, an Deck ging es uns recht gut, unter Deck wollten wir uns aber nicht länger als nötig aufhalten, sonst wären wir wahrscheinlich seekrank geworden.





Es dauerte lange, bis wir das Festland hinter uns ließen.

Die Nacht brach an. Frank und ich hielten Wache. Wir wählten den zwei-Stunden-Takt. Ich begann um 22.00 Uhr und dann wechselten wir entsprechend.

Dienstag, der 12. April 2022

Die Nacht verlief, wie der Tag war. Ruhig. Kein Schiffsverkehr, weder real, noch auf dem AIS.

Einzig anstrengend war, das bringt der achterliche Wind mit, dass es halt recht zugig und kalt wurde. Wir waren während der Wache eingepackt wie auf einer Nordpolexpedition. Dauerhafter Wind ist wirklich anstrengend.

Ich hatte die Wache von 06.00 Uhr bis 08.00 Uhr, so dass ich auf einen schönen Sonnenaufgang hoffte. Den wird es auch gegeben haben nur verdeckten mir die Wolken die Sicht darauf. Ich verrate schon hier, Mittwochmorgen war es nicht besser.

Der Dienstag setzte fort, was der Montag anfing. Wind von hinten, rollende Welle. Claudia war noch komplett seekrank, Joshua erschien irgendwann an Deck und war fast fit.





Für mich selbst äußerst unangenehm war, dass ich keine Minute schlafen konnte. Ich weiß nicht warum, mir ging es gut, auch unter Deck, wenn ich lag, aber ich konnte nicht schlafen.

Erwähnenswert ist hier der Einsatz meiner Liebsten für das Wohl der Crew.

Wie gesagt, sie war seekrank. So richtig seekrank. Für die, die dieses nicht kennen, das nahezu unangenehmste bei Seekrankheit ist es, wenn Du dann unter Deck stehen und irgendetwas machen musst. Egal was.

Als noch unangenehmer habe ich nur erfahren, sind solche Arbeiten, die dann noch mit dem Kopf nach untern gerichtet gemacht werden müssen.

Also, ich liege im Vorschiff, versuche zu schlafen, was nicht gelang. Frau erhebt sich aus ihrem Zimmer und beginnt in der Pantry, also der Küche, zu kochen. Ein Nudelfertiggericht.

Ich konnte nicht umhin, mich zu fragen, was das werden solle. Wer meine Frau jedoch kennt, der weiß, dass es nicht klug gewesen wäre, ihr diese Frage auch zu stellen.

Dann folgte das Zwei-Topf-Schauspiel. Der Linke Topf war fürs Kochen und der recht fürs. Nein, ich schreibe es nicht aus, es waren halt die zwei Ks.

Das war Einsatz. Völlig verrückt aber es war Einsatz.

Frank und mir hat es geschmeckt. Joshua mochte es auch aber nur zeitweise.

Dienstag in den Abendstunden entschied ich dann, den Motor zu starten. Wir fuhren nun schon eine ganze Weile unter Segel mit dem Autopiloten, so dass ich die Batterien, insbesondere vor der anbrechenden Nacht, aufgeladen wissen wollte.

Des erwies sich insoweit als gut, als dass in der Nacht der Wind abstarb und wir unter Maschine weiterfuhren. Er kam zwar noch aus der gleichen Richtung, so dass wir das Segel draußen ließen aber ohne Motor wären wir wahrscheinlich jetzt noch unterwegs.

In dieser Nacht querten wir die Grenze von Spanien nach Frankreich.

Mittwoch, der 13. April 2022

Wie gesagt, auch Mittwoch versteckte sich der Sonnenaufgang. Leider. Und ich konnte bis dahin immer noch keine Minute schlafen. Es wurde wirklich anstrengend. Ich merke, dass ich zum umfallen müde bin aber der Körper sagt, schlafen ist nicht.

Warum dies so war, weiß ich nicht. Inzwischen ging es mir unter und über Deck gut. Ich habe mich an den Seegang gewöhnt. Dieser ließ, mit einigen Stunden Verzögerung zum Abflauen des Windes, auch merklich nach.

Aber im Laufe des Mittwochs änderte sich alles. Die Sonne schien, der Wind war schwach, die Wellen haben stark nachgelassen. Bis auf den Motor, der so laut nicht ist, war es wunderbar ruhig.

Sogar Claudia erschien an Deck. Zunächst wirkte sie noch angeschlagen aber nach einer Weile konnte sie etwas essen und sogar lächeln. Sie war wieder da.

Dem Kind ging es sowieso gut.

Und ich konnte Mittwochmittag das erste mal eine Stunde schlafen. Nur eine kurze Stunde aber diese tat so gut. Danach konnte ich glatt kochen und alle haben gegessen. Und es bei sich behalten.

Gegen 18.00 Uhr hieß es dann das erste mal „Delfine“.

Alle waren berührt aber Joshua, ich kann es schwer in Worte kleiden. Er kam an Deck geschossen und setzte sich sofort zum Ankerbeschlag. Dort bestaunte er das Schauspiel, welches sich uns bot.

Es waren etliche, sie machten sich sichtlich einen Spaß daraus unser Boot im Kielbereich zu queren und vorne vor dem Bug die Seiten zu wechseln.

Ein Traum, dieses erleben zu dürfen.










Das Schauspiel dauerte einige Minuten und wiederholte sich eine halbe Stunde später erneut. Und man sollte nicht denken, dass wir uns satt gesehen haben. Nein, auf keinen Fall.

Ich wusste es zu dieser Zeit noch nicht aber es war eine Gattung kleinerer Delfine. Ich weiß es, ich muss spoilern, weil wir später Delfine gesehen haben, welche wesentlich größer waren.

Wir konnten in den Abendstunden dann auch erleben, wie die Delfine nicht nur mit uns spielten, wir durften an der Jagd teilhaben. Wie sie im Kreis schwommen und offensichtlich ihre Beute umzingelten. Darüber die Vögel, um eventuelle Reste abzugreifen.

Toll. Leider war dieses Schauspiel mit der Kamera nur schwer festzuhalten. Ich habe es versucht und wenn man weiß, was man sieht, erkennt man es.











https://www.youtube.com/watch?v=-bB9Zd2Ygmwhttps://www.youtube.com/watch?v=a8S7BQTRyCU

Zuletzt wurde es romantisch. Delfine vor dem Sonnenuntergang. Einfach unbeschreiblich. Zum Glück sprangen sie nicht, dies hätte mein weiteres Leben doch stark verändert. Aber dies darf hier nicht berichtet werden.


Aber es gab Mittwoch noch etwas. Es war ein Erlebnis, was zumindest mir sehr deutlich macht, wie weit entfernt von jeder Art Hilfe oder Rettung wir waren.

Die Delfine waren gerade weg, die erste Sichtung also vorbei, da gab es einen lauten Rumms an Bord. Es war schwer zu beschreiben. Es war nicht so, als seien wir aufgelaufen, dazu klang es zu „weich“. Es schien auch nicht, als haben wir einen Delfin gerammt, dazu war es zu „scher“, zu laut.

Wer sich mit dieser Strecke und der dortigen Küste befasst, der weiß, mein Gedanke war sofort bei den Orcas. Ich musste entscheiden, was zu tun sei. Maschine aus oder Rückwärtsfahrt?

Dann aber sah ich, dass hinter dem Boot eine große Holzbohle auftauchte. Es war eine dieser langen, schweren  Bohlen. In diesem Augenblick machte es wieder Krach. Es kam vom Kiel. Dann wieder, es war der Saildrive. Sofort ausgekuppelt und gewartet. Hinten kam eine weitere Bohle raus. Man sah Aufprallspuren.

Für die Nichtsegler. Der Saildrive ist ein L-artiger Arm, der unter dem Boot aus dem Rumpf kommt und an dessen Ende die Schraube, also mein Antrieb, befestigt ist. Dieser wird in den Rumpf geschraubt. Die Vorstellung, dieser sollte beschädigt werden ist direkt verbunden mit der Sorge, ein richtig großes Loch im Boot zu haben.

Keine schöne Vorstellung.


Ich hatte Sorge. Dennoch blieb ich noch an Deck, denn ein hektisches unter Deckspringen und Bilge und Saildrive kontrollieren, würde sich womöglich auf die Crew übertragen. Das durfte nicht passieren.

Alles war offensichtlich in Ordnung. Wir prallten noch ein weiters mal auf eine Bohle. Diese erwischte uns „nur“ am Rumpf.

Von da an konnten wir den ganzen Tag beobachten, wie große und kleine Holzteile an uns vorbeitrieben. Es wirkte, als führe jemand vor uns entlang und wirft diese extra für uns ins Wasser.

Eine Reaktion war unmöglich, denn diese sind so sehr vollgesogen mit Wasser, dass sie zwar schwimmen aber eben fast knapp unter der Wasseroberfläche. Sieht man sie, ist es zu spät.

Es gab keine weiteren Kontakte aber das ungute Gefühl blieb noch die ganze Nacht.

Und nicht nur ich schien dies so zu empfinden. Franks Lächeln hatte sich auch zeitweise aus seinem Gesicht verabschiedet.

Im Hafen angekommen sprachen wir mit der Crew der Anthena. Sie hatte den gleichen Törn hinter sich und stellte nur fest, ach, ihr seid auch über den Holzweg gefahren.

Abends verzog ich mich dann noch mit Joshua ins Vorschiff. Wir schauten einige Folgen einer für ihn heruntergeladenen Serie. Boba Fett. Muss man gesehen haben. Ist ein wenig wie eine Wurzelbehandlung. Niemand braucht es und man freut sich, wenn es vorbei ist. Aber er schlägt sich so toll, dass ich es wirklich genoss, dies mit ihm zu schauen.

Die Nacht brach an und wir konnten uns zu dritt mit der Wache abwechseln. Ich hatte in dieser Nacht nur eine Schicht, die von 02.00 Uhr bis 04.00 Uhr.

Die liebste Frau wünschte sich einen Weckdienst. Wer sie kennt, der weiß, dass musste scheitern. Ich schlug von oben auf Ihr Fenster aber wer die Frau wecken mag, der muss den direkten Kontakt suchen. Lärm jeder Art ist nicht ausreichend.

So schlug ich sie nach meiner Wache wach und ging in die Koje. Ich habe geschlafen wie ein Baby.

Donnerstag, der 14.04.2022

Der Donnerstag begann mit wenig erfreulichem Wetter. Keine wirkliche Sonne, dafür eine leichte Suppe. Sichtweite maximal 300 Meter. Das mag sich für den Straßenverkehr als viel anhören, auf See ist es wenig.

Zu meiner Erleichterung verzog sich der Nebel. Es wurde nicht wieder so sonnig wie tags zuvor aber es war gute Sicht.

Der wind kam schwach, sehr schwach, dafür aber von überall. Wir hätten unsere Windmessanlage als Dynamo nutzen können, so sehr drehte sie sich in der Mastspitze. Also lief der Motor weiter. Die Segel waren eingeholt.

Dann näherten wir uns der dem Festland vorgelagerten Insel Ile de Sein. Diese Insel links liegen lassend und zur rechten das Festland wollten wir unseren Kurs in Richtung Norden fortsetzen.

Da wir bereits Mittwoch gemerkt haben, dass es den angekündigten Wind nicht geben wird, änderten wir unseren Kurs. Eine weitere Fahrt in Richtung England war unnötig.

Dort herrschte eine wunderbare Strömung. Dumm nur, dass sie uns genau entgegenkam, so dass wir fast einenhalb stunden auf der Stelle motorten.






Dort herrschte eine wunderbare Strömung. Dumm nur, dass sie uns genau entgegenkam, so dass wir fast einenhalb stunden auf der Stelle motorten.

Wir hätten den Anker werfen und das Kippen des Stromes abwarten können aber bei einer Wassertiefe von um die dreißig Metern würde das doch recht knapp mit der Ankerkette. Grob geschätzt.

Also fuhren wir auf der Stelle. Der Strom ließ nach und wir kamen voran.

Passiert man dann eine solch enge Stelle und der Strom kippt, führt dies zwingend zu verschiedenen Verwirbelungen. Man kann sie schön sehen und wenn man mit dem Boot hineinfährt, wird man ein wenig hin- und hergeschubst.

Das war nicht schlimm.

Dumm aber, dass wir genau in diesem Augenblick erkennen mussten, dass der Motor mit seiner Drehzahl um die 200 bis 300 Umdrehungen pro Minute abfiel. Nach einigen Augenblicken kam er wieder.

Das war unschön.

Was war es?

Laut Tankanzeige hätten noch mindestens 30 – 40 Liter Diesel vorhanden sein müssen. Kann es sein, dass die Anzeige hängt? Dass ich mich verrechnet habe? War der Diesel knapp und der Motor hat Luft gezogen?

Erste Lösung, Reservekanister einfüllen.

Spannend hieran war, dass die Tülle nicht auf den Kanister passte. Ich konnte mich aber genau daran erinnern, dass ich diese in Italien, dort musste ich das Boot per Kanister betanken, weil die Tankstelle weit entfernt war, benutzt habe. Dies fiel mir aber erst später wieder ein.

Dann müsste der Fehler ja weg sein.

Gedacht, getan. Es war erst einmal weg. Ich konnte mir dennoch nicht vorstellen, dass es daran gelegen hat. Ich kenne den Verbrauch meines Motors und ich weiß, wie lange wir motort sind.

Die Engstelle passiert fuhren wir einige Zeit weiter. Dann kam es wieder. Also wohl doch nicht der Diesel. Oder? Hier erinnerte ich mich an zuvor geschriebenes mit der Tülle. Denn im Umkehrschluss muss dies ja bedeuten, dass ich einen weiteren Kanister an Bord habe. Und so war es. Dort passte sie. Umgefüllt aber leider blieb der Fehler.

Es stand nun, vor der Anfahrt auf Camaret sur mer, das war der inzwischen auserwählte Hafen, jedoch noch eine etwas weitere Strecke ohne Möglichkeit des Anlandes vor uns, so dass wir überlegten, was zu tun sei.

Wir besprachen die Möglichkeiten. Irgendwann war für mich klar, es müsse ein Dieselfilter sein. Für den Notfall holte ich die Ersatzfilter raus, um diese zu wechseln, sollte der Motor ausfallen. Zeitgleich nahm Frank per Telefon Kontakt zur französischen Seenotrettung auf.

Wir wollten schlicht sicherstellen, dass, sollte es eng werden, Hilfe erreichbar wäre.

Was kommt, wenn man dort anruft? Eine Warteschleife. Aber dann meldeten sie sich. Das Gespräch war professionell, wurde jedoch leider unterbrochen. Da man sich aber zunächst offensichtlich die Telefonnummer aufgeschrieben hat, erfolgte ein Rückruf.

Ich besprach die Sachlage. Ich teilte mit, dass noch kein Seenotfall besteht, wir nur aus Vorsicht Rücksprache hielten.

Wir verblieben so, dass wir weiterfahren und sich die Seenotrettung in zwei Stunden über Kanal 16 melden würde.

Es waren zwei ewiglange Stunden. Gefühlt alle drei Minuten ging die Drehzahl runter und nach einigen Sekunden wieder rauf. Die langweiligste Spannung, die man sich in diesem Augenblick vorstellen mochte.

Dies insbesondere, da wir vor der Einfahrt nach Camaret noch unmittelbar an einer Felswand vorbeifuhren. Da ist ein funktionierender Motor schon hilfreich, insbesondere, wenn es keinen Wind gibt.

Es ging gut. Gegen zwei Uhr liefen wir in Camaret sur mer ein. Michaela, Franks bessere Hälfte, erwartete uns dort und nahm die Leinen entgegen. Sicher wussten wir, dass es ihr nur auf ihn, auf den einen ankam, dennoch war es schön, dennoch tat es der Seele gut, dort nachts um diese Zeit erwartet zu werden.

Joshua kam aus dem Tiefschlaf heraus auf den Steg. Seinen Anlegersaft, gemeinsam mit unserem Anlegerbier, ließ er sich nicht nehmen.












Der Hafen war noch sehr leer. Es war inzwischen Freitagmorgen, Frank ging in sein Hotel und wir gingen in die Kojen.

Wir haben es geschafft. Wir haben die Biscaya überquert.

Für mich ist an dieser Stelle die Aufgabe der Überführung meiner Bavaria zwar noch nicht vorbei, jedoch habe ich den Punkt der Reise erreicht, dem ich vom ersten Tag am meisten entgegenfieberte.

Dies wäre eine gute Stelle um der Crew, um jedem persönlich zu danken. Dies besonders, da Frank uns ja verließ.

Ich hebe mir dies jedoch für ene spätere Stelle auf und ich hoffe, die Betroffenen sind sich selbst meiner Dankbarkeit auch ohne Worte an dieser Stelle bewusst.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Michael Conze

    Ach, Pete – was für ein schön geschriebener Bericht. Ich habe mich bei dir an Bord versetzt gefühlt und war angespannt bis zum Schluss. Als Mitttelmeer-Urlaubsskipper hat man immer Riesenrespekt vor solchen Törnskippern wie dir. Gute Heimfahrt…
    Michael

    1. Pete [Piet]

      Danke für die lieben Worte. Es freut mich, wenn es mir gelingt, dem Leser das Erlebte zu vermitteln.
      Manchmal sind es schlicht Gefühle und Erfahrungen, die sich schwer beschreiben lassen.

  2. Stefan Oster

    Zwischen Himmel und Hölle auf der Biscaya hättest du das auch nennen können.

    Sagenhafte Erlebnisse – manchmal spinne ich davon, mit der großen 4K-Kamera dabei zu sein. Andererseits habe ich eine Scheißangst um die Kamera… oder überhaupt eine Scheißangst😝

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