Segelreise – einmal ohne Wasser. Fast.
In der Nacht von Freitag auf Samstag nach gefühlt unendlich langer Fahrt in A Coruna angekommen dauerte es nicht lange bis ich im Bett lag.
Trotz aller Strapazen konnte ich jedoch nicht wirklich gut schlafen, so dass ich morgens dann wie gerädert den Tag begann.
Als Frühstück sollten ein Müesli und Kaffee reichen, wobei ich sehr schnell merkte, die Übelkeit war alles andere als verschwunden.
Ich trank meinen Kaffee nicht leer. Wer mich kennt, der weiß, das heißt was.
Egal, zunächst einmal wollte ich mich um die Formalitäten kümmern, was soviel heißt wie, ich musste mich im Hafen anmelden.
Spannend hier, reise ich über das Mittelmeer nach Spanien ein, so wird verlangt, dass ich einklariere, mich also den zuständigen Polizeibehörden melde. Schengen kennt man nicht, ich erinnere nur an das Einlaufen in Tarifa.
Hier in A Coruna steht direkt am Hafenbüro, gut bebildert, dass ich die Behörden nur informieren muss, wenn ich aus einem Nicht-Schengen-Staat kommen. Also für mich egal.
Anmeldung selbst war nicht, das Büro wird erst Montag wieder besetzt sein. Macht auch nicht viel, denn Strom und Wasser liegen und mehr braucht es nicht. Später kommt, von einem netten Stegnachbarn organisiert, noch ein Hafenmitarbeiter vorbei, welcher der englischen Sprache mächtig ist. Er bestätigt nur, dass ich mich Montag anmelden solle.
Also Schlüssel zum Steg, diese sind mit großen Türen versperrt, genügt ein kleiner Stock, welcher von außen auf die innen liegenden Türklinke drückt.
Also warten bis Montag.
Samstagmittag geht es dann das erste mal in die Stadt. Direkt, wenn man die Hafenpromenade betritt, fällt einem die große, weiße Häuserfront auf. Nicht wunderschön aber spannend, nicht traumhaft aber interessant, auf jeden Fall stellt sie eine gute Lösung dafür dar, wie man moderne, hohe Gebäude mit klassischen Elementen der lokalen Bauweise vereinbaren kann.
Ihr gegenüber im Wasser befinden sich dann die roten Fischerboote. Ich habe nicht herausgefunden, was es mit diesen roten Booten auf sich hat oder ob die Fischer dort nur besonders geschmackvoll sind aber sie sehen, so nebeneinanderliegend, sehr nett aus. In der Mitte des Hafenbeckens dann die Segelboote der Einheimischen.
Viel schöner war aber das Leben dort.
Einige Meter vom Hafen entfernt steht ein Karussell. Überall sind Spaziergänger, Jogger, Eltern mit Kindern, Hundehalter und alles, was man sich so vorstellen kann.
Es befindet sich ein Spielplatz direkt am Hafen, welcher an einen verkehrsberuhigten Bereich grenzt. Die unterste Etage der eben beschriebenen Häuser ist versehen, mit Restaurants, Eisdielen und Cafés.
Überall stehen Tische und Stühle und die Menschen genießen die Zeit. Sicher ist es hier, wenn es noch wärmer wird, enorm belebt.
Ich liebe es direkt.
Im Normalfall laufe ich in fremden Städten zunächst einmal ziellos durch die Gegend und schaue, was so auf mich zukommt. Einfach aufnehmen was sich ergibt. Heute aber hatte ich ein konkretes Ziel.
Ich wollte zum Leuchtturm.
Es wäre gelogen, würde ich nun behaupten, er habe mir in der Nacht den Weg gewiesen, denn dafür habe ich doch überwiegend die modernen, digitalen Seekarten genutzt, dennoch war eine wesentliche Ortsmarke, welche mir bestätigte, hier bin ich richtig.
Und jetzt bitte nicht denken, ich wollte ob dessen historischer Bedeutung dorthin, weil es wahrscheinlich das älteste, aktive Schifffahrtszeichen der Welt, der Herkulesturm ist römischen Ursprungs aus dem 2. Jahrhundert, ist. Das wusste ich zu dieser Zeit noch nicht.
Ich wollte dorthin, weil es immer wieder spannend ist, bei Tageslicht zu sehen, wo man des nachts langgefahren ist. Nachts sieht man das nämlich nicht.
Also ging es zum Turm. Zwischenzeitlich regnete es ein wenig aber insgesamt war es eine schöne Tour.
Ich erspare mir hier historische Details, das kann man nachlesen. Ich möchte Euch aber ein paar Eindrücke hinterlassen, vielleicht kann man ein wenig nachempfinden, wie spannend das Alles für mich war.
Später am Samstag ließ ich mich dann in einem der an der Hafenpromenade gelegenen Restaurants nieder. Gambas waren meine Begier. Ich bin ja in Spanien.
Bestellt und frisch geliefert sahen sie köstlich aus, Ich fotografiere sonst kein Essen aber da meine Liebste mich gerade ein wenig necken wollte, sie war von einer lieben Freundin zum Essen eingeladen, schickte ich ihr kurzerhand ein Foto.
Ich habe gewonnen. Bis dahin.
Als es dann ums Essen ging erkannte ich den Darm der lieben, meinen Teller besiedelnden Gambas und mein Magen informierte mich darüber, dass er doch noch nicht ganz fit sei.
Frau hatte gewonnen, ich konnte nichts essen.
Der Abend war dann ruhig. Ich blieb auf dem Boot.
In der Nacht konnte ich dann das erste mal seit Donnerstag richtig gut schlafen.
Sonntag war das Wetter besser. Ich machte mich recht früh auf den Weg, genoss mein Frühstück an der Promenade und erkundete dann den neueren Teil der Stadt. Es ging westwärts und zeitweise auch nach oben. Ja, oben, A Coruna ist bergig.
Auf dem Weg dorthin hatte ich noch Gelegenheit, Eindrücke aus der dortigen Lindbergh-Ausstellung mitzunehmen.
Das für mich Spannende an diesem Gebäude ist nicht das Gebäude selbst,
sondern die Art, wie es in den Fels integriert wurde.
Ich mag sowas.
Auch, wer gerade keinen Kompass dabei hat, findet sich in A Coruna zurecht.
Montag ging es dann in die Innenstadt, die Altstadt von A Coruna.
A Coruna ist keine Traumstadt, es ist keine Stadt, in die man sich sofort verliebt. Aber während ich so durch die Innenstadt ziehe, erkenne ich ihren Charme immer mehr. Es ist gerade diese Mischung aus alter Stadt mit allem, was es für Touris gibt und eben echter Stadt für echte Menschen die wirklich dort leben. Doch, A Coruna ist schön. Ich würde nicht extra dorthin fahren um dort Urlaub zu machen aber wer da ist, sollte sie sich anschauen.
Der Dienstag galt der Abreise. Abflug war geplant um 17.40 Uhr vom Flughafen Santiago de Compostela.
Klar war, wenn ich in Ägypten bin, schaue ich mir die Pyramiden an.
Pyramiden gibt es dort keine aber Santiago de Compostela hat eine Kathedrale. Diese musste ich mir anschauen. Mehr wusste ich nicht.
Also, früh raus und per Pedes durch die Stadt zum Busbahnhof.
Circa 45 Minuten Fußmarsch. Busse fahren auch aber die morgendlichen Eindrücke in einer Stadt, sie ermöglichen nicht selten ganz andere Eindrücke, Perspektiven. Manchmal ist plötzlich schön, was vorher doch so unansehlich war.
Die Fahrt von einer Stunde im Reisebus schlägt mit sage und schreibe 6,55 EUR zu buche und bringt mich zum am Stadtrand gelegenen Busbahnhof.
Busbahnhof in Spanien ist nicht zu vergleichen mit den gescheiterten Versuchen des deutschen, öffentlichen Nah- und Fernverkehrs. Es sind große, durchorganisierte Plätze, an denen Fernbusse pünktlich erscheinen und pünktlich abfahren und Dich zu absolut fairen Preisen überall hinbringen.
Ich finde sie so gut, dass ich sie dem Zug, er hätte 4 Euro gekostet und 27 Minuten gedauert, vorziehe.
Angekommen geht es dann in die Stadt. Es ist Santiago de Compostela, also steht fest, ich nehme kein Taxi, ich laufe. Ich laufe die ganzen 25 Minuten.
Irgendwann geht es von einer normalen Straße dann in den Stadtkern. Ab da ist es nur noch wow. Alles alt, alles schön. Verwinkelt, überall Bögen und überall taucht wieder ein Gebäude mit Fialen oder anderen, ziervollen Elementen auf und irgendwann ist man da.
Ein großer Platz und dort die Kathedrale. Sie ist nicht hoch, sie wirkt nicht so beeindruckend wie der Kölner Dom, nicht so erhaben wie Notre Dame aber sie strahlt aus, ich bin hier, Du hast mich gefunden.
Ich kann nicht beschreiben, wie überrascht, wie entzückt ich war.
Als ich später mit Frau telefonierte stellte sie lapidar fest, Santiago de Compostela ist wohl eine Stadt, wo wir gemeinsam noch einmal hinmüssten. Das wäre ihr beim Telefonieren sofort klar gewesen, denn selten erlebe sie, wie mir der Atem stockt und ich um Worte ringe, um etwas zu beschreiben.
Recht hat sie.
Ich kreiste anschließend noch ziellos durch die Innenstadt, den am Rande der City gelegenen Park und auch auf eine Allee auf der Erhebung gegenüber der Innenstadt.
Dort entstanden dann die Bilder von dem Platz, der sicher für mich zum Lieblingsplatz in dieser Stadt werden würde.
Bei dem Gebäude handelt es sich um ein Lokal.
Als man es baute, stand offensichtlich ein Baum im Weg.
Man hätte ihn fällen können.
Oder auch nicht.
Vor eingien Jahren baute ich einen Carport. Ich wollte den Kirschlorbeer behalten.
Frau und Co. lachten mich aus, als ich schlicht ein Loch in das Dach baute und ihn leben ließ.
Später ging es dann mit dem Taxi zum Flughafen. 21,00 EUR, Einheitspreis. Steht überall angeschlagen, so dass es, anders als in anderen Städten, keine Diskussion gibt.
Der Flughafen ist, ich kann es nicht anders sagen, süß. Übersichtlich. Einfach sympathisch. Aber er ist da, und ich kam pünktlich weg um anschließend, mit Zwischenstop in Madrid, den Flug nach Düsselsheim anzutreten. Dort wurde ich von Frau auf P12 abgeholt.
Der Tag war lang und anstrengend aber er war wunderbar.